Pellenz en papier

Welch seltener Werkstoff findet hier Verwendung. Kunst wird aus Papier hergestellt. Das aber ist das Metier des Kölner Künstlers Jo Pellenz.Und es gelingt ihm mit eigenwilligem Erfolg. Dabei ist sein Werk religiös begründet ebenso wie weltlichen Ursprungs. In Köln finden sich wunderbare religiöse Werke, etwa in der Trinitatiskirche, in St. Agnes und der Friedenskirche. Weltlichen Ursprungs sind Werke in Monschau, in der Kapelle auf Melaten und in Lindlar.

Der Produktionsprozess ist vergleichbar im einen wie im anderen Fall. Mitte der 90er Jahre wird sehr feines Papier verwandt, nämlich hauchdünne Juweliersseide. die zunächst genetzt und dann gerissen und des weiteren einem Trocknungsprozess unterworfen wird. Das Reissen verlangt künstlerisches Gefühl. Es muss so erfolgen, dass es das Entstehen einer individuellen menschlichen Figur von Zartheit und Leichtigkeit im späteren Rahmen des Trocknungsprozesses sicherstellt. Schnitte, Falten, Knicken und Ecken bildenalso die Grundlage für das entstehende Werk.Der Künstler lotet eine Vielzahl von Möglichkeiten aus einer scheinbaren Unendlichkeit von Körperformen, Haltungen und Bewegungen, die sich in ein reges, wohlwollendes Miteinander, in geradezu tänzerischen Anmut ihren Niederschlag finden. Zeitweise meint man sie flüstern zu hören. Dabei ist die menschliche Figur regelmäßig Teil der Menschenmenge und führt in deren Rahmen idividuelle tänzerische, promenierende, gehende Schritte aus. Dieser Bewegungskursus findet in einem geeigneten Raum statt, sodass sich der Künstler gern als Raumkünstler bezeichnet. Raum und Personen bilden eine Einheit.

Aber ews muss noch erwähnt werden, dass den Figuren nur die Zeit eines kurzen menschlichen Lebens eingeräumt wird. Hierdurch wird auf ihre Vergänglichkeit hingewiesen. Den Figuren ist ein gewisser Zeitrahmen zugeordnet, etwa von Tagen, Wochen oder länger. Die Phase des Entstehens umfasst das gedankliche Konzept des neuen Werks, vielleicht der wichtigste Bestandteil des Prozesses des Werdens, dann aber auch in der gleichen Phase das Sammeln und Zusammenfügen der Materialien für die Seinsphase. Die Auflösung der Kunstwerke gehorcht dem Naturgesetz der Endlichkeit der Dinge. Übrigens orientiert sich die Dauer der einzelnen Phase an Vorgaben, etwa der Siebentagewoche, die dem religiösen Bereich des Lebens entnommen werden. Es ist mithin nicht falsch zu sagen, dass der Behandlung der Werke eine gewisse religiöse Demut zugrunde liegt. All das schliesst übrigens eine vorherige Dokumentation der Werke in Druck oder anderen Medien nicht aus.

Die Pellenz`sche Kunstpräsentation ist also als eine temporäre anzusprechen, dennoch aber möge sie ihre Resonanz im Gedächtnis der Menschen finden.

Herwig Nowak

Argentiniens Frauen

Die Kölner Oper macht uns in diesen Wochen mit einer Operita-einer kleinen Oper- bekannt, die uns über die weithin unbekannten sozialen Verhältnisse eines fernen Landes informiert. Gemeint ist Argentinien und hier die Hauptstadt Buenios Aires, die den Mittelpunkt des Geschhens abgibt, das uns von Astor Piazzolla präsentiert wird.

Es sind Jahre eines Staatsstreichs, der Mitte der 70er Jahre Argentinien beherrschte und zu geradezu unvorstellbaren Grausamkeiten führte. Es waren ca 30.000 Menschen aller Altersgruppen und sozialen Schichten, die aus unterschiedlichen Gründen gewaltsam verschwanden.Unter ihnen befanden sich viele schwangere Frauen und auch Kinder, die mit ihren Eltern verschleppt wurden.

Dieser Machtmissbrauch blieb nicht ohne Antwort. Zwar blieben die Vorkommnisse bei Gerichten, Polizei und anderen Institutionen ungesühnt und fanden in jahrelangem Schweigen der Institutionen ihr Antwort. Aber eine Antwort blieb dennoch nicht aus. Es waren vornehmlich die Frauen des Landes, die Rache übten. Nach und nach versammelten sie sich auf der Reaea des mayo und übten sich im Umhergehen. Dabei hatten sie sich weisse Tücher umgebunden, die an die weissen Stoffwindeln erinnern sollten, mit denen ihren verschollenen Kindern Erinnerung gezollt werden
sollte.

Die „Grossmütter der plaza de mayo“, so nannte sich die Zusammenkunft, liessen sich durch nichts und niemanden bei ihrer Suche aufhalten. Sie wechselten sich bei ihrer Detektivarbeit ab und besuchten tagtäglich Jugendgerichte, Waisenhäuser und Ämter, um die Adoptionen in der damaligen Zeit zu überprüfen und die Kinder zu finden, die von den Militärs geraubt und zur Adoption gegeben wurden. Sie folgen ausserdem den Hinweisen, die sie aus der Gesellschaft bekamen. Auf dem Gebiet der Gesetzgebung erwirkten sie verstärkte Rechte für die Kinder. Sie strengten Gerichtsprozesse an, um eine Bestrafung der Verantwortlichen durchzusetzen.

Solchem administratives Handeln stand religiöse Unterstützung beiseite. Umso beeindruckender ist das Schlussbild, das eine Anzahlreligioser Bildmotive im Altarformat aufzeigt und damit den Hinweis gibt, dass die Religion neben dem staallichen Tuen ein wichtiger Handlungsstrang ist.

Herwig Nowak

Zwischen Deutschland und Frankreich

Deutschland und Frankreich sind die grossen Player Im europätschen Handel. Deutschland ist der bei weitem wichtigste Handelspartner Frankreichs. Es ist Frankreichs grösstes Abnehmerland und gleichzeitg sein wichtigstes Lieferland. Beide Komponenten machen etwa 13 Prozent der Exporte bzw.der Importe des Landes aus. Dabei wird der deutsche Markt wegen seiner „robusten Wirtschaftsverfassung“ durchaus gelobt. Aber es sind auch die gutausgebildeten Arbeitskräfte des Landes ,die zu dem positiven Urteil beitragen. Nicht zu vergessen, die Excellenz der deutschen Forschungstnstitute. Auf der Negativseite wird die deutsche Verwaltung mit deren personenaufwendigen Arbeitstil negativ genannt. Gliedert man diesen Markt regional auf, so sind Bayern, Nordrhein-Westfalen, Baden-Würtemberg und das Saarland die Regionen, die sowohl auf dem Dienstleistungsmarkt als auch in der Industrie erste Wahl darstellen. Dort werden nicht weniger als 400.000 Arbeitnehmer beschäftigt, schwergewichtig in Nordrhein-Westfalen und Bayern. Mit Investitionen in Höhe von 32 Milliarden Euro ist Frankreich in Deutschland mit rd. 5.700 Tochterunternehmen vertreten.

Insgesamt gesehen nutzen viele französische Tochtergesellschaffen die zentrale Lage Deutschlands Im Herzen Europas um strategisch vom deutschen Markt aus Wirtschaftsziele In Osteuropa und anderen deutschsprachigen Märkten zu erreichen.

Besonderer Wertigkeit französischer Investitionen erfreut sich dle Gesundheitsbranche and deren Unterbranchen, wie etwa die Medizintechnik und obwohl es im Jahre 2023 einen Rückgang franzõsischer Investitionen in Deutschland gab, bleibt Frankreich ein entscheidender Investor. Ein hervorragendes Beispiel für französische Investitionen in Deutschland ist die geplante Expansion von Sanofi. Sie zeigt, dass Deutschland auch als Produktionsstandort attraktiv ist. Die foigende Liste mitarbeiterstarker französischer Unternehmen zeigt dies. Zuerst ist Airbus mit ca.33.000 Mitarbeitern zu nennen, sodann Axa mit ca.29.000 und ferner Hella mlt ca. 10.000 und schliesslich Airbus mit ca.17.000 Mitarbeitern.
Ansonsten ist der Schwerpunkt französischer Investitionen im Süddeutschen Raum zu finden, von München über Stuttgart und Frankfurt bis in den rheinischen Raum um Köln und Düsseldorf. Alledem entspricht die geographische Verteilung von französischen Tochtergesellschatten In Deutschland.

Herwig Nowak

Was ist Casablanca Art School?

Es ist ein geradezu sensationeller Eindruck, den die Casablanca Art School hinterlässt. Voll von anspruchsvollem Bildmaterial in unterschiedlicher Grösse, Konsistenz und Bildinhalten wird eine neue Welle dargeboten, die integral ist und gleichermassen den städtischen und den ländlichen Raum um Casablanca künstlerisch erfasst.

Nach der Unabhängigkeit Marokkos im Jahre 1956 revolutionierte eine neue Generation von Künstlern das künstlerische Leben in der Stadt und ihrem Umland und verwandelte es in ein Zentrum des Experimentierens indem sie die Kunst aus dem Schatten der kolonialen Geschichte in das Leben der Menschen zurückbrachte. Diese postkoloniale Avantgarde knüpfte an internationale Verbindungen an. Die Protagonisten der Casablanca Art School waren eine Mehrzahl von Künstlern und Dozenten. Alle haben Europa und die Vereinigten Staaten bereist und dort studiert, bevor sie in das marokkanische Umfeld zurückkehrten. Naturgemäss entstammten die Künstler dem nordafrikanischen Raum. Nur Bert Flint und Herbert Bayer vertreten das europäische Ausland. Ersterer hält zunächst Vorlesungen an der Kunsthochschule von Casablanca über traditionelle afrikanische Kunst, ehe er die Kultur der ländlichen Bevölkerung zum Gegenstand seiner Arbeit macht. Mit der Lehrtätigkeit an der Casablanca Art School begann ein Dialog zwischen der traditionellen Kunst und jenen Aktivitäten, die Neues vorsahen. In jenen Jahren kam es in Casablanca auch zu einer neuen Museumsgründung. Das Asilah Moman Culture entwickelte sich zu einem wichtigen Forum für die Kunst, insbesondere für die Wandmalerei.Es ist nicht falsch, Casablanca seit jenen Jahren als ein zentraler Punkt nordafrikanischer Kunst anzusehen.

Herwig Nowak

Der Garten erblüht

In diesen Tagen erscheint ein wertvolles Buch: Gemeint ist der “Der Garten“ von Hans von Trotta. Damit wird die Geschichte des europäischen Gartens beschrieben, nicht die des persischen, des chinesischen, des indischen, sondern die des europäischen Gartens schlechthin, wie sie sich als solche von 900 bis 1900 darstellt. Dabei wird dem Werk eine große Vielgestaltigkeit anheimgegeben, beginnend mit dem, was man den Klassiker eines gestalteten Stück Landes nennen könnte, fortsetzend mit dem was ein unbebautes Landesstück sein könnte. Dem Vorhaben liegt meist die Grundform eines Quadrats zugrunde, in späteren Zeiten gerade in den Niederlanden und Frankreich auch ein neues Barockgartenkonzept. Die Verbindung von Kunst und Natur tritt besonders hervor in einer Gestaltung, die Le Notre präsentiert, hervor und die sich auf den Einsatz von Wasser, Himmel und Grün.

Aber der Text wendet sich auch der Pflanze zu, die die Kultur erfasst. Hier ist insbesondere die Tulpe Gegenstand der Zucht, aber auch einer geradezu religiös-künstlerischen Interpretation der Pflanzenwelt generell.
Kommen wir zum Schluss zum Menschen. Denn die Geschichte ist voll von beachtlichen Menschen, die Grosses für den Gartenbau geleistet haben. Zu nennen ist zunächst Le Notre, dann Carl von Linne und -weniger Bekannt-Alexander Pope. Auf diesen Spuren bewegt sich unsere Gegenwart.

Herwig Nowak

Theater in Wien

Wien ist sicherlich eine der Städte, die den Theatern den meisten Raum anbietet. Beginnend mit dem Burgtheater, der Oper am Ring und fortgesetzt mit dem Carltheater und dem Theater an der Wien, wird die Reihe bekannter Etablissements aufgemacht, denen hier eine Schilderung zu kommen soll. Beginnen wir mit dem neuen Burgtheater, das von Gottfried Semper entworfen wurde und seit dem Jahre 1888 das kulturelle Leben der Stadt mitgestaltete. Es war insbesondere Grillparzer, der an der Eröffnung Partizipierte.

Schon vor dem Burgtheater datiert die „Oper am Ring“. Sie wurde nach Entwürfen der Architekten von Sicardsburg und van de Null errichtet und zählt heute als Staatsoper zu den Musiktheatern der Welt. Eröffnet wurde sie mit Mozarts ,,Don Giovanni“. Seiner Oper“Ritter Passmann“ gehörte die Premiere. Sie hielt sich indes nicht lange auf dem Spielplan und wurde bald von „Der Fledermaus“ abgelöst, die seit dem 28.0ktober 1894 zum Auführungsrepetoire gehörte Johann STRAUSS blieb dem Theateran der Wien eng verbunden. Nur drei von insgesamt 15 Operetten und eine Oper wurden nicht im Theater an der Wien uraufgeführt. Das Theater in der Josefstadt hatte für die Wiener Operette geringere Bedeutung . lndessen feierte man im Jahre 1888 das hundertjährige Bestehen. Man muss indessen feststellen, dass das Haus während seines Bestehens im Bereich der Volksstücke und sogar der Oper präsent war.

Am 10.Dezember 1847 wurde ein Privattheater mit Namen Carlstheater eröffnet, dem ein Entwurf von Sicardsburg und abermal Eduard van de Null zugrunde lag. Das Carlstheater wurde eines der beliebtesten Wiens, weil es sich auf altwiener Volksweisen spezialisierte, daneben aber auch der französischen Operette Raum bot und auch die Wiener Operette von Offenbach zweifach zur Aufführung brachte.

Gedanken zur Kunst

Sehr geehrte Mitglieder und Freunde

Es hat sich sicherlich herumgesprochen, dass „Die Freunde des Institut
francais Köln e.V. ihre Existenz aufgegeben haben. Wir bedauern diese
Entscheidung sehr. Eine abweichende Entscheidung war jedoch
unausweichlich.

Ich möchte die

Gedanken zur Kunst,

wie sie bislang Gegenstand des Vereinslebens waren, jedoch fortführen.
Sollte Ihnen entsprechendes Interesse fehlen, so bitte ich um eine kurze
entsprechende Nachricht. In der sicheren Annahme, dass Ihnen „Gedanken
zur Kunst“ auch fürderhin Lebensinhalt sind, wünsche ich eine gute
Zusammenarbeit.

Mit freundlichen Grüssen

Herwig Nowak

Kunst in der Wildnis

Sie zählt nicht zu den grösseren Städten der Balearen, wohl aber ist sie eine sehr schöne:Santanyi. Sie hat einen Bestand an alten Baulichkeiten, Strassen und eine sehenswerten Kirche Seit Mitte der 90 er Jahre hat sie eine künstlerische Beigabe Das ist der Zeitpunkt, zu dem der deutsche Bildhauer Rolf Schaffner sich des wilden Umlandes der Stadt bemächtigte und es künstlerisch zu gestalten begann. Es sind monumentale Steinquader aus dem vor Ort in reichem Masse vorkommenden gelblichen Sandstein, dessen grosse Quader zusammengefügt werden, nachdem sie vorher durch bestimmte Sägearbeiten bestimmte Formen erhalten haben. Die Quader werden ohne Mörtel aufeinander getürmt und finden Haltbarkeit auf natürliche Weise. Interessant zu sehen, wie quadratische Formen und Rundformen miteinander abwechseln. Aber auch welch geradezu unglaublichen Möglichkeiten die Steinmetzkunst bietet. Aus der geschilderten Verwendung des Steins kann man einen Dialog zwischen Natur und Kultur herleiten und auch eine Zeitlosigkeit der Darstellung ableiten. Aber es ist nicht nur der Stein, der hier reizt. Es ist auch die Herzlichkeit der Inselbewohner und die paradiesische Natur ganz generell, die den Titel rechtfertigen „Kunst in der Wildnis“

Aber der Künstler Rolf Schaffner beschränkt sich nicht nur auf örtliche Gestaltungen,sondern wendet sich auch internationalen Verbindungen zu, denen er europapolitische Bedeutung zumisst.

Wir stehen vor dem Kölner Dom. Es ist der Kreuzungspunkt der Nord-Süd-Achse von Trondheim nach Santanyi einerseits und der Ost-West-Verbindung von Cork nach Wolgograd andererseits „Equilibro“, „Gleichgewicht“ nennt der Künstler sein Vorhaben, um die gleichgewichtige Bedeutung der Zielgebiete anzudeuten. Bereits im Jahre 1997 konnte der Kreuzungspunkt Koln in Bensberg gebaut werden. Ihm ging schon zwei Jahre früher der südliche Endpunkt Santanyi voraus .lm Jahre 2000 folgte der nördliche Endpunkt bei Trondheim und im Jahre 2009 schliesslich der westliche Endpunkt Cork Allen diesen Endpunkten ist eine eigene Formensprache des Künstlerszu eigen, dieihnezu diesen Schritten veranlasstund denIdeenreichtumdes Künstlers ausweist.

 

Herwig Nowak

Stimmen im Museum

Das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum wendet sich seit einem Jahr einer geradezu kriegerischen Thematik zu. In Zusammenarbeit mit dem Jungen-Theater-Köln werden die Folgen der heutigen kriegerischen Auseinandersetzungen für das menschliche Zusammenleben gezeigt. Gezeigt an Beispielen der Schicksale von mehreren jungen Menschen. Grundlage für dieses dokumentarische Theater sind Interviews mit Mädchen und Frauen aus Deutschland und der Ukraine, deren Leben auf unterschiedliche Weise durch Flucht und Vertreibung, Krieg und Gewalt Gestaltung erfährt. Die Darstellung wurde mit dem Ehrenamtspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.

Das Lebensschicksal wird durchweg durch eine kriegsbedingte Flucht bestimmt. Sie gestaltet die familiäre Zukunftssituation Sie trennt Eltern und Kinder und Verwandte voneinander. Das Fluchtereignis ist lebensbestimmend. Die Kinder versuchen ihren eigenen Weg zu gehen Kindern und Eltern ist aber ihre Heimat genommen und sie leben in der Hoffnung einer späteren Wieder-zusammenkunft. Diese bleibt oftmals ein frommer Wunsch, bezogen etwa auf ein nochmaliges familiäres Zusammenleben mit den Großeltern.

Für manchen bleibt das Leben geteilt. Der eine fühlt sich dem alten Leben in der Ukraine nicht mehr zugehörig, aber auch nicht dem aktuellen Leben in Deutschland. Man lebt irgendwie in einer Zwischenwelt.

Wenn die familiäre Trennung dazu geführt hat, dass die Familie in aller Herren Länder verstreut wurde und sich in Frankreich, Tschechien, Schottland, Deutschland und Belgien aufhält , dann ist der Wunsch nach einer Wiedervereinigung besonders groß.

Nichts desto weniger gibt es auch eigenartige Situationen und Wünsche für die Gestaltung der Zukunft. Daria, eine Flüchtlingsfrau aus Odessa und Sozialwissenschaftlerin, hofft, dass ihre Flüchtlingserfahrung eines Tages Gegenstand einer Geschichtsstunde für ihre Nachwelt sein wird und ein Geschichtsbuch bereichern wird.

Allen möge eines nicht allzu fernen Tages ein Heimat beschert sein. Köln möge sich als eine solche darstellen.

 

Herwig Nowak

Kunstgeschichte am Rhein

Rheinische Museen haben die Kunstgeschichte für sich entdeckt. Zwei davon treten in diesem Frühjahr bemerkenswert in Erscheinung. Gemeint ist zum einen das Arp Museum im Bahnhof Rolandseck und zum anderen das Wallraff-Richartz-Museum/Fondation Corboud in Köln. Ersteres wendet sich unter dem Titel ,Maestras“ einem Thema zu, das eigenartigerweise wenig behandelt wird. Gemeint ist die Frau als Künstlerin, die im Vergleich mit ihrem männlichen Part im Schatten des künstlerischen Geschehens steht.

Das Wallraff-Richartz-Museum zeigt die Entstehungsgeschichte des Impressionismus unter dem Titel „Revolution in der Kunst. Vom Salon zum Impressionismus“ auf: die Stadt, ihre Wandlungen, die Entwicklung der Kunst und der Künstler in den Jahren von 1863 bis 1874, namenltlich aber im Jahre 1871. Sie ist im Vergleich beider Ausstellungen die weitaus tiefgreifendere.

Für die malende Frau war die Teilnahme am Salon UFPS (Verband der Malerinnen und Bildhauerinnen)-gewissermassen die offizielle Kunstausstellung Frankreichs-zwar möglich, nicht aber leicht. Denn die männliche Jury bewertete die weibliche Kunst als schwächer und weniger originell als die von Männern gefertigte. Ihr Anteil am Ausstellungsbestand lag bei weniger als 10% und so waren die Frauen veranlasst, bei praktizierenden Künstlern zu lernen. Einige dieser Künstlerinnen sind im Bahnhof Rolandseck mit ihren Werken vertreten. Zu nennen sind etwa Mary Cassatt und Berte Morisot.

Die Kölner Ausstellung wendet sich dem Impressionismus selbst zu und stellt sich als eine gelungene Darstellung seiner theoretischen Grundlagen und von beispielhaften Exponaten dar. Nennen wir in erster Hinsicht zunächst die Abkehr von der bisherigen Darstellung (italienischer) ldeallandschaften und die Hinwendung zur Freiluftmalerei,so ist des weiteren die eigentliche freie Themenwahl und die Art des Einsatzes der Farbe zu bemerken. Die freie Themenwahl Liess Darstellungen des (damals) modernen Lebens entstehen, denen das Gefühl zu grunde lag und nicht so sehr die Wahrheitstreue. All das fand einen gewissen realistischen Nährboden in den bedeutenden stadtgestalterischen Umwälzungen, die Baron Haussmann im Auftrag des Königs Napoleon lll in Paris vornahm und die auf eine neue Stadt hinausliefen. Sie sind auch heute noch Gegenstand jedweder Stadtbesichtigung. Sie riefen damals nach einer künstlerischen Begleitung,die ihnen die Impressionisten boten. Man verlässt die Ausstellung erhobenen Hauptes“, weil man einer bemerkenswerten Kunstepoche teilhaftig geworden ist.

Herwig Nowak