Die Trojaner in Köln

Grosse französische Oper zu erleben, ist selbst in Köln kein alltägliches Geschehen, obwohl es  hier in der Vergangenheit an solchen Ereignissen keinen Mangel gab. Es ist nicht zuletzt dem derzeitigen Generalmusikdirektor Francois Xavier Roth zu danken, wenn hier französisches Opernschaffen aus der Zeit des 19.Jahrhunderts zur Wiederauferstehung verholfen wird.

Jüngstens allerdings gelang mit der Premiere und den weiteren Aufführungen von „Die Trojaner“ ein besonders Erlebnis. Wollte man dieses Opernwerk besonders herausstellen, was es verdient, so gälte es, das textliche Werk, seine musikalische Wertigkeit und seine derzeitige Präsentation besonders zu würdigen.

Ohne Frage stellen Text und Inhalt des Werkes hohe Anforderungen an Hören und Verstehen des Zuhörers. Von ihm wird erwartet, dass er in der verwickelten Sagenwelt jedenfalls soweit zu Hause ist, dass er dem Textinhalt folgen kann und die Charaktere und die Handlungsweisen nachvollziehen kann, eine Aufgabe, die bei fünfstündiger Dauer des Werkes und einer grossen Anzahl beteiligter Götter nicht leicht nachzukommen ist. So nimmt es nicht wunder, wenn der Operntext in seiner Entstehungsgeschichte nicht wenige Wandlungen erfahren hat, was seinem Verständnis nicht durchweg förderlich war.

Solche einschränkende Bewertung verdient die Musik der Trojaner nicht. Grosse Passagen, ja das musikalische Werk durchweg, sind reine  Zuhörerfreude, weitgehend leicht und beschwinglich, ohne hier eine gewisse Nähe zum operettenhaften Genre zu scheuen ,weitgehend aber auch ernsteren Inhalts, wo vom Text her gefordert. Uneingeschränktes Lob verdienen die musikalischen Darsteller sowohl als Solisten als auch als Choristen. Man hörte selten eine so grosse Anzahl makelloser Solostimmen wie so stimmgewaltigen Chorgesang. Die musikalischen Akteure waren auf das Höchste gefordert. Das gilt sowohl was die „Chormassen“ noch mehr aber was die solistischen Kräfte angeht.

Auch die Präsentation  des Werkes als solche kann nicht ohne hohe Beachtung erwähnt werden. Dazu zählt zunächst seine Einbettung in die nach wie vor provisorische Räumlichkeit des Staatenhauses, eine überdimensionale Kugel steht für den im Text vorgesehenen Mond, ein schmaler catwalk, unterschiedlich schauspielerisch  genutzt, dreht sich, das Orchester bewegt sich in Gegenrichtung und endlich wird auch das Innere des gestürzten Götterkopfes frei und erklärt sich. Alles in allem, ein reiches, anspruchsvolles Bühnenwerk, dem man seine Länge zu verzeihen bereit ist.

 

Herwig Nowak

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert