Möglicherweise kommt man aus dem Erstaunen nicht heraus: Auf der einen Seite liest man von einem Rückgang der Frömmigkeit. Auf der anderen Seite erlebt man in diesen vorweihnachtlichten Wochen ein umfangreiches ,lebhaftes Bekenntnis zu christlichem Denken und Fühlen, das seinen sichtbaren Ausdruck in den vielen Krippen, krippenähnlichen religiösen Darstellungen der Religionsgeschichte findet, dargeboten in Kirchen, weltlichen öffentlichen Gebäuden und privaten Anwesen. Es sind Pfarreien, deren künstlerische Beauftragte, interessierte Verbände und ebensolche Privatpersonen, die für entsprechende Darstellungen sorgen. Beide grossen Religionen kommt eine tragende Rolle zu. Insgesamt gesehen ,bleibt ein lebhafter, natürlich religiöser, Eindruck, der sich nicht hinter dem vergangener Jahre zu verstecken braucht. Er verleiht der Stadt neuen Schwung, der sich natürlich auch touristisch positiv bemerkbar macht.
Alledem stehen allerdings Erkenntnisse der grossen Religionspolitik entgegen. Hier namentlich die Ergebnisse einer Befragung von Katholiken und evangelischen Gläubigen, die das Institut Forsa in der jüngsten Zeit durchgeführt hat. Das Institut ist im Auftrag der Evangelischen Kirche tätig geworden; seine Neutralität sollte nicht in Zweifel gezogen werden .Die Ergebnisse der Befragung werden hier nur teilweise widergegeben Danach ist die Hälfte der Katholiken ihrer Kirche verbunden. Und hier ist es mit klarer Mehrheit die örtliche Kirchengemeinde ,die an der ersten Stelle liegt .Unter den Katholiken betrachten 15 % den Besuch des Gottesdienstes als wichtig; unter den Protestanten sind es nur 12 %.Sie aber sind der Predigt mehr zugewandt als die Katholiken. Dem Pabst stehen nur 11 % der Katholiken besonders nahe. Insgesamt haben sich gewisse Unterschiede in den Religionen angeglichen, sodass eine verstärkte Zusammenarbeit beider Religionen mehrheitliche Zustimmung erfahren würde.
Aber nähern wir uns noch einmal dem Tagesgeschehen und kommen wir auf das lebhafte Religionsgeschehen in unsere Stadt in diesen Tagen zurück. Hier ist die religiöse Aufbereitung in der alten romanischen Kirche unserer Stadt, St.Maria Lyskirchen, besonders erwähnenswert. Die wirklichkeitsnahe Einbeziehung der Heilsgeschichte in unser tägliches leben von gestern und von heute, wie sie dort stattfindet, regt unser Interesse an. Sie wärmt Herz und Sinne und macht uns das Glauben leichter. So gesehen sollte uns um unsere religiöse Gläubigkeit nicht bange sein.
Herwig Nowak