Sehr bekannt ist sie nicht, die“ Manifesta“.Mit den altbekannten periodischen Grossverantaltungen des Kunstmarkts ,etwa in Basel,nimmt sie es nicht auf.Dafür ist ihr aber jeweils ein ideologischer Ansatz zu eigen ,dessen Realisierung auf eigene ,recht unkonventionelle Art und Weise verwirklicht wird.“Cultivating Coexistence“ ist das Motto der diesjährigen Veranstaltung ,die in Palermo stattfand und Anfang November zu Ende ging. Kein anderer als der genannte Ort ist geeigneter, sich diesem Thema zu nähern. Denn die „nördlichste Stadt Afrikas“ betreibt anders als Italien generell eine Art Willkommenspolitik für Flüchtlinge. Assoziationen an deutsche Vorstellungen mögen wach werden.
Die Art und Weise der Umsetzung dieser Politik orientiert sich streng an den lokalen Gegebenheiten und Bedürfnissen Palermos. Sie manifestiert sich in einer akribischen Bestandsaufnahme der geographischen ,historischen und sozialen Infrastruktur der Stadt in einem „Palermo Altas“. Und dieser führt geradezu Unglaubliches zu Tage ,etwa zur Struktur der Innenstadt Palermos. Diesem auf die Realitäten der Stadt ausgerichtete Ansatz ,der nicht unmassgeblich von dem holländischen Architekten und Stadtplaner Rem Koolhaas betreut wurde, steht ein zweiter idealistischer gegenüber, der von dem französischen Essayisten und Gartendesigner Gilles Clement stammt. Dort wird die Natur als Metapher für die Integration der Migration angesehen ,vielleicht ein etwas aussergewöhnlicher Gedanke .Praktisch vorgeführt wird das nach Ansicht von Clement von der Natur selbst in dem geschichtsträchtigen Orto Botanico der Stadt. Nun erschöpft sich die „Manifesta“ nicht im Gedanklichen, Konzeptionellen ,sondern ist real .Viele der alten, ungenutzten, geheimnisumwobenen Adelspaläste dienen der Ausstellung moderner Kunst und erfahren neues Leben .Man erinnert sich an einen riesigen Salzberg in einem dieser alten Paläste ,eine Skulptur von Patricia Kaesenhout .Die Darstellung nimmt Bezug auf eine alte Legende ,nach der der Verzicht auf den Verzehr von Salz die Körper der Geflüchteten so leicht macht, dass sie zurück in ihre Heimat fliegen können. Eine Legende ,die nicht gerade eine Willkommenskultur widergibt.
Ihre „Freunde des Institut francais Köln e.V.“
Herwig Nowak