Sie zählt sicherlich nicht zu den bekanntesten Heiligen der Katholischen Kirche ,die hl. Gertrud von Nivelles. Dennoch ist sie in Köln durchaus präsent. Ihr ist ein Gotteshaus geweiht ,das nach Architektur und Nutzung seines Gleichen sucht .Architektonisch ist sie ein Werk des bekannten Kirchenbauers Gottfried Böhm, der in Anpassung an das mystische Vorbild der Heiligen ein dunkles ,geheimnisvolles ,zu Meditation anhaltendes Bauwerk im art- brut –Stil schuf.
Getreu der Erkenntnis, dass sich Religion und Kunst viel zu sagen haben, ist in ihr heute beides vertreten. Nun kam es in diesen Wochen in der Kirche zu einem geradezu sensationellen künstlerischen Ereignis :man feierte den Geburtstag der Kunst. Schon im Jahre 1963 war der französische Künstler Robert Filliou zu der möglicherweise religiös motivierten Eingebung gekommen, dass auch die Kunst einen Geburtstag haben müsse und dass der eine Million Jahre vor seinem eigenen Geburtstag am 17.1. zu datieren sei. Die Kunstwelt hatte dem nichts entgegen zu setzen und feiert seitdem eine weltweit vernetzte Huldigung an die Kunst.
Köln konnte und wollte dem nicht entraten und zelebrierte in Zusammenarbeit mit dem „experimental music workshop“ am Klanglabor der Kunsthochschule für Medien unter der Leitung von Prof. Hans W .Koch ,Prof für Sounds, einen in Form und musikalischem Inhalt bemerkenswerten Abend .In dem so gut wie dunklen Kirchenraum irrlichterten 10 Gestalten, die der Kunst ihre Geburtstagsgeschenke darboten oder die Zuhörer aufforderten, das ihrerseits zu tuen. Einzelne Zuhörer macht der Kunst Gegengeschenke. Die Geburtstagsfeier stand ganz im Zeichen experimenteller Musik, sie war das tragende Element des Abends. Zu hören waren Klassiker der experimentelle Musik wie auch Uraufführungen. Die Stadt wurde einmal mehr ihrem Ruf als Zentrum dieser Musik gerecht: Zur Aufführung kamen Werke von Takehisa Kosugi, John Cage ,Peter Behrendsen und Johannes Hoffmann .Der Abend geriet zu einer eigenwilligen Geburtstagsfeier ,die dem ebenso eigenwilligen Anlass durchaus gerecht wurde.
Herwig Nowak