Auch ein „Weimarer Dreieck“

Es war fast ein Feuerwerk europäischer Musikgeschichte, das Slawomir Olszamowski, in Köln lebender polnischer Pianist, im Rahmen seiner Darstellung zu polnischer Musikkunst abbrannte. Und wenn es auch um polnische Musikkünstler ging, so war deren Werden und Wirken doch so europäisch verflochten ,dass an die politischen Vorstellungen von europäischer Zusammenarbeit im Rahmen des „Weimarer Dreiecks“ zu denken ist, nur eben übertragen auf das Gebiet der Kunst und hier der Musik. Aber nicht allein das. Sie sind hier weiter gediehen als im staatspolitischen Raum. Man darf feststellen, der musikalische Austausch in Osteuropa jedenfalls schon seit langem lebhaft und fruchtbar ist. Das mag an einigen Beispielen aus dem polnischen Musikschaffen nachfolgend erläutert werden.

Schon unter den älteren polnischen Komponisten findet sich mit Juliusz Zarebski (1854-1885) ein Musiker ,der aus seinen zahlreichen  Aufenthaltsorten(Wien, St. Petersburg, Rom, Weimar und letztlich Brüssel) musikalisches Wissen und Empfinden mitbrachte und verarbeitete. Nicht zuletzt stand er in der musikalischen Tradition von Frederic Chopin und Franz Liszt.

Zu den grössten Geigern seiner Zeit zählte Henri Wieniawski (1835-1880).Obwohl Pole von Geburt, waren Spiel und Kompositionen von französischem Geist beherrscht. Am Pariser Konservatorium fand seine Ausbildung statt; sie beeinflusste sein Spiel sein Leben lang. Im 19.Jahrhundert wurde er vielfach als „Chopin der Geige“ bezeichnet. Aber auch in kompositorischer Hinsicht—er schuf etwa 50 Werke –waren Bezüge zu Tschaikowsky gegeben.

Trotz seines kurzen, durch einen tragischen Unfall beendeten Lebens, war Mieczyslaw Karlowicz (1876-1909) in der Welt zuhause: Heidelberg, Prag, Dresden, Warschau und nicht zuletzt immer wieder Polen. Sein musikalisches Schaffen gehört heute zur polnischen Musiktradition. Er ist weniger anderen Komponisten vergleichbar, sondern zeichnet sich durch musikalische  Eigenständigkeit aus.

Zu den europaweit bekannten polnischen Komponisten ist Witold Lukoslawski (1913-1994) zu zählen, nicht zuletzt, weil er sich-kriegsbedingt-auch populärem Musikschaffen hingab. Dennoch lag das Schwergewicht seines überaus reichen Musikschaffens im Bereich der ernsten Musik, wo er auch experimentell tätig war. Sein umfangreiches Arbeitspensum brachte ihm europaweit Anerkennung, Preise, Ehrungen und Auszeichnungen in grosser Zahl ein.

Man mag- schliesslich- ähnlich intensive musikalische Bezüge auch für andere Teile Europas und der Welt feststellen, aber in dem hier geschilderten Raum gehören sie zu seiner grundlegenden musikalischen Ausstattung.

Herwig Nowak

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