Mitte

Eigentlich ist er ja nichts anderes als ein durchschnittlicher städtischer Platz im Herzen von Dresden ,der Fetscher Platz: Wohnbebauung aus der  Gründerzeit hier ,mehrgeschossig, ergänzt durch moderne Wohnblöcke der Nachkriegsjahre dort. Und alles das erweitert um einige Geschäfte des Einzelhandel und sogar um ein Hotel.

Und dennoch gewinnt der  Platz seine „Mitte“ durch eine ungewöhnliche Präsentation von Kunst, die in einer Kunstgalerie dargeboten wird. Gemeint ist die „Galerie Mitte“, die modernes Kunstleben sowie traditionelles Kunstschaffen in lebhaftem Wechsel miteinander darbietet. Es ist das umtriebige Wirken der Galeristin Karin Weber, das den unterschiedlichen Facetten des Kunstmarktes Raum gibt. Derzeit stellt sich die junge deutsch-persische Künstlerin Gila Abutalebi der Kunstwelt vor .Sie kann gleich in doppeltem Sinne Aufmerksamkeit beanspruchen.Zum einen wahrt sie das traditionelle Kunstwerk, das basierend auf Pinsel und Stift die geometrische Formenwelt besonders der persischen floralen Welt nacharbeitet. Es entstehen grossflächige Farbkompositionen. Aber es gibt-zum anderen- eine Fortentwicklung.  Die neueren Werke, meist in kleineren Dimensionen, sind Motiven aus der Natur nachgebildet und geben speziell dem Wald schönen Widerhall. So ist es nicht falsch, die Natur als Sprecherin der Kunst zubezeichnen.

Herwig Nowak

Neues aus der Krippenlandschaft

Krippen sind Hingucker. Weniger vielleicht wegen der stets gleichbleibenden Thematik ihres Inhalts, die sich, aufbauend auf der Verkündigung der Geburt Jesu, in der Herbergssuche und der Geburtsszene im Stall von Betlehem und schließlich in der Anbetung durch die Heiligen Könige manifestiert.

Nein, eher ist es die künstlerische Vielfalt, mit der dieser Stoff durch die Jahrhunderte seinen gestalterischen Ausdruck erfährt. Und den bis in unsere Tage. Dabei fällt die Internationalität der Wiedergabe auf. Derzeit bietet die Kulturkirche St.Gertrud in der Krefelderstrasse in Köln ein bemerkenswertes Beispiel für eine grenzüberschreitende moderne Krippendarstellung aus Holz an. Die Scene entstammt polnisch-deutscher Zusammenarbeit von Künstlern aus Katowice und Köln. Der Entwurf und die Ausführung entstanden im Rahmen eines Schulprojekts der Gesamtschule für Kunst „Plastyk“ in Katowice.

Das großformatige Monument ist untergebracht unter dem eigenwilligen Faltdach der Kirche aus Beton und bezieht seine besondere Leuchtkraft aus den Strahlungen, die das große Kreuz der Kirche spendet. Nicht weniger als 5 große Holzfiguren, denen die verschiedenen darstellerischen Aufgaben zukommen, bilden das gesamte Ensemble zuzüglich weiterer ,,tierischer“ Beigaben und ,,personeller“ Zuordnungen. Dabei sind die Figuren der heiligen drei Könige von besonderer massiver Schönheit.

Im Rahmen einer Feierstunde wurde die neue Krippe an die Kölner Krippenfreunde übergeben und bildet seitdem einen leuchtenden Stern mehr der ansonsten schon reichen Kölner Krippenlandschaft. Diese wird sehenswert bereichert.

Herwig Nowak

Die Schönheit, das Wasser und der Tod.

Der Tod wird dem Kölner Publikum derzeit in mehrfacher Hinsicht thematisiert dargeboten. Da ist zunächst die Marcel Proust Gesellschaft, die ihr herbstliches Symposion der Thematik ,,Marcel Proust und der Tod“ widmet. Aber da ist auch die Video- und Klanginstallation ,,Venedig und der Tod“ zu nennen, die Kristof Szabo auf die Bühne des Orangerie Theaters bringt. Beiden kommt in ihrer Art Einmaligkeit zugute.

Die folgende Kommentierung soll sich auf das letzgenannte Stück beziehen und beschränken. Dies fällt uningeschränkt positiv aus, wenn man das Stück als Auseinandersetzung mit menschlich Geschaffenem,  eben Venedig und dem ewigen,  eben dem Tod auffasst. Ist Venedig als Örtlichkeit schon ohnehin geschaffen, um diese Polarität zu zeigen, so erblüht die Stadt zunächst als örtliche Schönheit, symbolisiert durch drei weibliche Grazien mit aussergewöhnlicher tänzerischer Begabung, die ihre Tanzkünste zeigen. Sie geben weniger klassischen Bühnentanz von sich, als durch Video-Art bestimmt. Aber Ihre Schönheit ist bedroht. Die Bedrohung geht von dem Hochwasser aus das die Stadt immer wieder heimsucht und in ihrer Existenz angreift.

Diese zerstörerischen Kräfte- auf der Bühne rot eingefärbt- beherrschen den zweiten Teil des Stückes. Die Frauengestalten dieses Teils sind voll des Kampfesmuts gegn die Tücken der Natur, hier des Wassers. Sie sind zäh, voll Widerstandskraft. Aber das Stück lässt letzlich offen, ob ihr Kampfesmut von Erfolg gekrönt ist oder nicht. Unbedingtsehenswert aber die Schlussbilder wie die wabbernden Wassermassen allmählich Besitz ergreifen von den schönen, bunten, alten Fassaden einer einmaligen Stadt.

 

Herwig Nowak

 

 

 

Die Trojaner in Köln

Grosse französische Oper zu erleben, ist selbst in Köln kein alltägliches Geschehen, obwohl es  hier in der Vergangenheit an solchen Ereignissen keinen Mangel gab. Es ist nicht zuletzt dem derzeitigen Generalmusikdirektor Francois Xavier Roth zu danken, wenn hier französisches Opernschaffen aus der Zeit des 19.Jahrhunderts zur Wiederauferstehung verholfen wird.

Jüngstens allerdings gelang mit der Premiere und den weiteren Aufführungen von „Die Trojaner“ ein besonders Erlebnis. Wollte man dieses Opernwerk besonders herausstellen, was es verdient, so gälte es, das textliche Werk, seine musikalische Wertigkeit und seine derzeitige Präsentation besonders zu würdigen.

Ohne Frage stellen Text und Inhalt des Werkes hohe Anforderungen an Hören und Verstehen des Zuhörers. Von ihm wird erwartet, dass er in der verwickelten Sagenwelt jedenfalls soweit zu Hause ist, dass er dem Textinhalt folgen kann und die Charaktere und die Handlungsweisen nachvollziehen kann, eine Aufgabe, die bei fünfstündiger Dauer des Werkes und einer grossen Anzahl beteiligter Götter nicht leicht nachzukommen ist. So nimmt es nicht wunder, wenn der Operntext in seiner Entstehungsgeschichte nicht wenige Wandlungen erfahren hat, was seinem Verständnis nicht durchweg förderlich war.

Solche einschränkende Bewertung verdient die Musik der Trojaner nicht. Grosse Passagen, ja das musikalische Werk durchweg, sind reine  Zuhörerfreude, weitgehend leicht und beschwinglich, ohne hier eine gewisse Nähe zum operettenhaften Genre zu scheuen ,weitgehend aber auch ernsteren Inhalts, wo vom Text her gefordert. Uneingeschränktes Lob verdienen die musikalischen Darsteller sowohl als Solisten als auch als Choristen. Man hörte selten eine so grosse Anzahl makelloser Solostimmen wie so stimmgewaltigen Chorgesang. Die musikalischen Akteure waren auf das Höchste gefordert. Das gilt sowohl was die „Chormassen“ noch mehr aber was die solistischen Kräfte angeht.

Auch die Präsentation  des Werkes als solche kann nicht ohne hohe Beachtung erwähnt werden. Dazu zählt zunächst seine Einbettung in die nach wie vor provisorische Räumlichkeit des Staatenhauses, eine überdimensionale Kugel steht für den im Text vorgesehenen Mond, ein schmaler catwalk, unterschiedlich schauspielerisch  genutzt, dreht sich, das Orchester bewegt sich in Gegenrichtung und endlich wird auch das Innere des gestürzten Götterkopfes frei und erklärt sich. Alles in allem, ein reiches, anspruchsvolles Bühnenwerk, dem man seine Länge zu verzeihen bereit ist.

 

Herwig Nowak

Tanzproduktion in Köln:10 Jahre Emanuele Soavi incompany

Eine vielgestaltige Tanzproduktion bildete den äusseren Rahmen für die Feierlichkeiten zum 10 jährigen Bestehen der Emanuele Soavi incompany in Köln.Das Programm wurde ausgerichtet von dem Namensgeber und Choreographen Emanuele Soavi, der der Kölner Tanzscene seit 2006 verbunden ist und hier im Jahre 2012 die besagte Incompany gründete. Damit ist indessen nur eines seiner Formate genannt. Nahezu jedes Jahr war gekennzeichnet durch neue Präsentationen mit unterschiedlichen Partnern wobei tanz- und musikbezogenen Einrichtungen in Köln besondere Bedeutung zukam. Mit „Soavis Living Room“ wird ein Diskussionsforum betrieben, das den künstlerischen Austausch zwischen den Künstlern und ihrem Publikum dient.

Das also ist der personelle und organisatorische Hintergrund, auf dem die 10 Jahresfeier stattfand. Gezeigt wurden die zwei Tanzstücke “Flut“ und „Uranus“,beide als Präsentationen  junger Tänzer und Tänzerinnen und dennoch von unterschiedlichem Charakter. Die „Flut“ musikalisch mitgestaltet durch eine Cellobegleitung und „Uranus „als eine eindrucksvolle  reine Tanzdarbietung.

Es war erfreulich, dass der Abend einer Kunstform galt, der in dieser Stadt nicht immer die Bedeutung eingeräumt wird, die ihr eigentlich zukommt.

Herwig Nowak

Kunst in St.Agnes

Es ist nicht selten, dass  der Kirchenraum von St. Agnes eine künstlerische Ausstattung erfährt. Der rege Kunstkreis von St. Agnes  sorgt dafür zu besonderen Gelegenheiten des Jahres oder eben ohne einen solchen Anlass. In diesen Wochen, genauer gesagt vom 28.August bis 19.September,ist es die Kölner Künstlerin Julia Gruner, die hier Ihre besondere Malkunst offeriert und in dem Kirchenraum unter dem ungewöhnlichen Titel „Multisensory Entanglements“ modernes Kunstschaffen vermittelt.

Von besonderer Malkunst lässt sich in doppeltem Sinne sprechen: einmal bezogen auf die handwerkliche Fertigung der Kunst und dann auch auf die künstlerische Aussage. Die handwerkliche Eigenart ihrer Kunst ist es, dass die Künstlerin Scans von farbigen Pasten und Flüssigkeiten fertigt, wie sie in jedem Haushalt Verwendung finden, hier aber als künstlerisches Medium genutzt werden. Sie vergrössert die Farbgebungen, wobei diese ineinander verlaufen und die Grundlage für das Bild ergeben.

Hier freilich setzt die Arbeit der Künstlerin ein, die darin besteht, dem “Rohling“ eine künstlerische Aussage zu verleihen. Dabei werden die Farben in Bezug zu einander gesetzt, sodass ein Bild aus einer spannenden, aufregenden Farbwelt entsteht. Sehr gelungen bei „tropical glow“,und “gerundet“ gelungen bei „sweet galaxy“.

Aber nicht nur Fertigung und künstlerische Aussage tragen zu der Aussagekraft der Werke bei. Auch deren ungewöhnliche Grösse von 4,70 mal 6 m inscenieren die Aussagekraft der Bilder. Insgesamt eine sehenswerte Präsentation von Kunst in einer Kirche.

 

Herwig Nowak

Eine Kölner Künstlerhochzeit

Es gibt ihn nicht in unser Sprache: den Begriff der Erstaunlichkeit. Deshalb sollte man ihn erfinden, erfinden für ein Ereignis, das sich in diesen Tagen in unserer Stadt ereignete. An und für sich ist sie ja nichts Besonderes: die Hochzeit zweier Künstler. Und dennoch, dass Gila Abutalebi und Andreas Grüter, zwei Kölner Künstler der Mal- und Schreibkunst die Eine und  der Lichtkunst der Andere, nach einer gewissen Anlaufzeit in der Ehe zusammengefunden haben, ist allemal keine Selbstverständlichkeit. Gila Abutalebi hat ihre Künstlerische Heimat zunächst in ihrer Schreibkunst gefunden, wie sie sich aus der Kaligraphie ableiten lässt. Diese Herkunft ist nicht erstaunlich, geht die Künstlerin selbst doch auf persische Herkunft zurück. Ihr Frühwerk ist deswegen in Textkomposition und in Formgestaltung zunächst als abgeleitet zu bezeichnen. Anders die neueren Werke, die eine gänzlich unabhängige, vielleicht lediglich an der Natur orientierte Aussage treffen. Beeindruckend zunächst, die „tiefe“, durch dunkle Farbtöne hervorgerufene Aussage und  die neue naturnahe Thematik.

Anders Andres Grüter, schweizer Chefbeleuchter der Kölner Oper, für den das Grossflächige, bisweilen Grossräumige zu seiner künstlerischen Aussage zählt.  Ihm ist das Spiel mit dem Licht zu eigen,  was zu grosszügigen Beleuchtungseffekten führt, die mancher Kölner Oper eine besondere Strahlkraft verleiht.

Die Hochzeitsfeier war ein Spiegelbild all des Gesagten. Die grosse Anzahl von Gästen und ihre unterschiedliche Herkunft aus den verschiedensten Ländern wiesen die besondere Note dieses Festes auf. Und die war eine besonders freudvolle.

Trug eine Hochzeit zu früheren Zeiten allerdings auch eine religiöse Note, so trug die erlebte Hochzeit eher als  ein profanes Fest. Das mag bedauerlich erscheinen. Denn dem menschlichen Zusammenleben sind immer auch religiöse Werte zu eigen, die bei der Begründung der Gemeinschaft zutage treten sollten. Dabei mag es nicht in erster Linie darauf ankommen, welchen Inhalt und welche Richtung sie im Einzelnen haben, wenn sie nur vorgeben, dass  nicht der blanke Materialismus auschlaggebendes Kriterium für das gemeinsame Menschliche ist .Mag also auch der Weg zu einer wertvollen menschlichen Beziehung durch ein enges Tor führen, wie Andre Gide in „La porte etroite“ schreibt, so verlohntes sich immer, das Tor zu suchen und es zu nutzen.

Herwig Nowak

Über Köln wölbt sich der Sternenhimmel

Prägende Jahre eines schulisch—wissenschaftlichen Lebens in der Kölner Nordstadt sind kürzlich zu Ende gegangen: Studiendirektor a.D. und Leiter der Sternwarten und des Kölner Planetariums, Hermann Gundermann, ist verstorben. Mit ihm ist der profilierte Lehrer von Generationen Kölner Nordstädter und der“ Motor“ unseres Planetariums  verschieden. Es gab Jahre, in denen man nicht in erster Linie das Nippeser Gymnasium am Leipziger Platz besuchte, sondern „zu Gundermann ging“. Dabei bildete die Unterrichtung in den Fächern der Naturwissenschaften Schwerpunkt und gleichzeitig Herzensanliegen des Verstorbenen.

Allein, neben den genannten klassischen Schulfächern galt der Sternkunde das besondere Interesse des Verstorbenen .Und hier leistete er seit Beginn seiner Lehrtätigkeit Pionierarbeit. Auf dem kriegszerstörten Turm des Gymnasiums machten sich unter Leitung von Hermann Gundermann seit den 1960 er Jahren ehemalige Gymnasiasten freiwillig und in weitgehender Eigenleistung daran ,eine neue Sternwerte zu bauen. Erfreulicherweise gelang es, gewisse Fertigteile in Holz und Metall zu beschaffen. Dabei tat sich die ortsansässig Wirtschaft hilfreich hervor. Alle anderen Teile wurden in Eigenleitung in den eigenen Werkstätten gefertigt. Und später gelang es, die erste Kuppel durch eine zweite zu ergänzen.

Aber so ganz liess den Verstorbenen seine humanistische Bildung nicht los. Es war die französische Herkunft gewisser Teilbereiche der Himmelskunde, die ihn fesselte. Hier sei erinnert an das Foucaultsche Pendel, das den Verstorbenen zu Versuchen animierte, ebenso wie an den Messier-Katalog von 1771,der trotz seines Alters auch heute noch für die Erforschung von Glaxien ,Nebeln und Sternhaufen von Bedeutung ist.

In Köln-Nippes steht heutzutage  ein hochinteressantes wissenschaftliches Anwesen  für Besuche zur Verfügung.  Allwöchentlich samstags können die ehemaligen Kellerräume der Schule mit ihren physikalischen und astronomischen Installationen besucht werden. Darüber hinaus bieten sich Ausbildungsmöglichkeiten für junge interessierte Menschen an ,den Umgang mit Planetarium und Teleskopen zu erlernen. Für diese jungen Menschen öffnet sich dann der Sternenhimmel über Köln.

Rückfragen: Stefan Nowak 01722932358.

Webseite: www.koelner-planetarium.de

Herwig Nowak

 

Bild: Von Puia Zahedi – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39165864

Respekt vor gestern—Hoffen auf morgen

In diesen Wochen endet ein “Festjahr“, das seinesgleichen sucht. Gemeint ist das Jubiläumsjahr“1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, dem besondere Bezüge zu unserer Stadt zu eigen sind das damit Anlass zum Gedenken bietet. Im Jahre 321 wandte sich Kaiser Konstantin in einem Dekret an den Rat der Stadt  Köln und gestattete den Ratsherren auch Juden in ihr Gremium aufzunehmen. Unabhängig von dem weiteren sachlichen Inhalt des Dekrets war damit klargestellt, dass es in  Köln eine massgebliche Zahl von Mitbürgern jüdischen Glaubens gab, die an politischer Betätigung und Verantwortung interessiert waren .

Der hier nur angedeutete Inhalt des Dekrets lässt die Gründe dafür erahnen, dass den jüdischen Mitbürgern und- innen in der Folgezeit wichtige Funktionen zukamen auf politischem ,auf wirtschaftlichem ,ja sogar auf künstlerischem Gebiet. Ihre bürgerschaftliche Bedeutung erfuhr mithin eine Aufwertung.

Das Festjahr macht auf alle diese Verdienste aufmerksam und beleuchtet deren aktuelle Wertigkeit .Dabei sei besonders auf die  hohe Aussagekraft der Ausgrabungen hingewiesen, die sich im Kölner Stadtzentrum befinden, ohne deren Ausstattung zu vergessen. Dem Leser der aus Anlass des Festjahres erschienenen Buchausgaben wird die Kölner Synagoge und die jüdische Liturgie und deren liturgischen Aufgaben nahegebracht, indem die liturgischen Geräte in ihrer Funktion aufgezeichnet werden. Damit wird eine wünschenswerte Unterrichtung zur Realisierung des jüdischen Glaubens erreicht .Dennoch haben die Veranstaltungen nicht vermocht ,die allgemeine zeitgeistliche Entwicklung zu korrigieren ,die bedauerlicherweise keine judenfreundliche ist. Vielleicht waren die Veranstaltungen in ihrer Vielzahl etwas zu elitär und erreichten nicht die breite Masse der Andersgläubigen. Aber man würde die Wirkungen einer solchen Gedenkzeit zu hoch ansetzen ,wenn man von ihr eine Korrektur des Zeitgeistes erwartete .Sie hat ihre Aufgabe schon dann erfüllt, wenn sie zum Nachdenken anreizt und eine gedankliche Revision vorbereitet. Hoffen wir auf diese Entwicklung.

Herwig Nowak

In memoriam einer Sammlerfamilie

In diesen Tagen ist in Paris ein künstlerisches Ereignis zu Ende gegangen, an das man sich noch lange erinnern wird. Die Kunstsammlung Morozov, eine Präsentation von nicht weniger als 150 Kunstwerken aus schlechtweg allen jüngeren bedeuteten künstlerischen Epochen, die im Untertitel zu recht als eine Sammlung von Ikonen der modernen Kunst angesprochen wird, fand ihr Ende. Mag zunächst in Erstaunen versetzen, dass es einem russischen Brüderpaar gelingt, ein solches Konvolut an Kunst zusammenzutragen, so beansprucht die überragende künstlerische Qualität der gesammelten Kunst besonderes Interesse. In 11 „Galerien“, nach Sachgebieten paginiert, werden dem Betrachter Kunst in Breite und Vielgestaltigkeit dargeboten, die ihresgleichen sucht.

Dabei mag man ein Schwergewicht bei der Kunst der Jahrhundertwende von 1870 bis 1910 sehen und dabei an Cezanne, Matisse, Monet oder Sisley denken ohne die Hervorhebung einiger anderer zu vergaessen.Hier sollte besonders an Gauguin und seine Werke mit Bezug auf Polynesien genannt sein.

Die genannte  Kunstepoche fand in der Ausstellung ihre Ergänzung in den geradezu symbolistischen Arbeiten, die Maurice Denis gestaltete. Ursprünglich gedacht für die Ausstattung eines Musiksalons beheimatet heute ein grosser Saal die Denisische Kunst. Hier geht ein befreiender ,ja unkonventioneller „Luftzug“ durch die Werke, den man sich auch in anderen  Ausstellungsräumen wünschte.

Herwig Nowak