Eine Kölner Künstlerhochzeit

Es gibt ihn nicht in unser Sprache: den Begriff der Erstaunlichkeit. Deshalb sollte man ihn erfinden, erfinden für ein Ereignis, das sich in diesen Tagen in unserer Stadt ereignete. An und für sich ist sie ja nichts Besonderes: die Hochzeit zweier Künstler. Und dennoch, dass Gila Abutalebi und Andreas Grüter, zwei Kölner Künstler der Mal- und Schreibkunst die Eine und  der Lichtkunst der Andere, nach einer gewissen Anlaufzeit in der Ehe zusammengefunden haben, ist allemal keine Selbstverständlichkeit. Gila Abutalebi hat ihre Künstlerische Heimat zunächst in ihrer Schreibkunst gefunden, wie sie sich aus der Kaligraphie ableiten lässt. Diese Herkunft ist nicht erstaunlich, geht die Künstlerin selbst doch auf persische Herkunft zurück. Ihr Frühwerk ist deswegen in Textkomposition und in Formgestaltung zunächst als abgeleitet zu bezeichnen. Anders die neueren Werke, die eine gänzlich unabhängige, vielleicht lediglich an der Natur orientierte Aussage treffen. Beeindruckend zunächst, die „tiefe“, durch dunkle Farbtöne hervorgerufene Aussage und  die neue naturnahe Thematik.

Anders Andres Grüter, schweizer Chefbeleuchter der Kölner Oper, für den das Grossflächige, bisweilen Grossräumige zu seiner künstlerischen Aussage zählt.  Ihm ist das Spiel mit dem Licht zu eigen,  was zu grosszügigen Beleuchtungseffekten führt, die mancher Kölner Oper eine besondere Strahlkraft verleiht.

Die Hochzeitsfeier war ein Spiegelbild all des Gesagten. Die grosse Anzahl von Gästen und ihre unterschiedliche Herkunft aus den verschiedensten Ländern wiesen die besondere Note dieses Festes auf. Und die war eine besonders freudvolle.

Trug eine Hochzeit zu früheren Zeiten allerdings auch eine religiöse Note, so trug die erlebte Hochzeit eher als  ein profanes Fest. Das mag bedauerlich erscheinen. Denn dem menschlichen Zusammenleben sind immer auch religiöse Werte zu eigen, die bei der Begründung der Gemeinschaft zutage treten sollten. Dabei mag es nicht in erster Linie darauf ankommen, welchen Inhalt und welche Richtung sie im Einzelnen haben, wenn sie nur vorgeben, dass  nicht der blanke Materialismus auschlaggebendes Kriterium für das gemeinsame Menschliche ist .Mag also auch der Weg zu einer wertvollen menschlichen Beziehung durch ein enges Tor führen, wie Andre Gide in „La porte etroite“ schreibt, so verlohntes sich immer, das Tor zu suchen und es zu nutzen.

Herwig Nowak

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