Frankreich ist reich an Kunst und Kultur

Wer diese Aussage als eine gängige ,mehr oder weniger inhaltslose Alltagsformel betrachten möchte, wird in diesen Wochen und Monaten eines Besseren belehrt. Welchem Land gelingt es schon, im  Abstand von wenigen Monaten zwei grossen Museen für moderne Kunst, die höchsten Ansprüchen genügen, der Öffentlichkeit vorzustellen, wenn eben nicht  Frankreich. Gemeint sind zunächst das Musee d` Art Moderne in der Abbaye royale de Fontevraud und dann die Pinault Collection in der bourse de Commerce in Paris, beide in Gemäuern präsentiert, die allein schon Symbol für Frankreich und seine Geschichte sein können. Die folgende kurze Einführung widmet sich  ersterem und wird zu einem späteren Zeitpunkt durch Eindrücke von der Pinault Collection ergänzt.

Man kann vielleicht sagen, dass die Abbaye royale de Fontevraud zu den Heiligtümern Frankreichs und seiner Geschichte zählt.Um das Jahr1100 als Abtei der Benediktiner für Mönche und Nonnen gegründet, ist sie seit dem Jahre 1190 die Grablege der Plantagenets mit den Gräbern von Heinrich II, seiner Frau Alienor de Aquitaine und deren Kindern Richard Löwenherz und Johann ohne Land. Ferner ruht dort auch die Gemahlin des letzteren, Isabelle de Angouleme. Dem wechselvollen Schicksal der Gebäude in den folgenden Jahrhunderten folgte in der Jetztzeit eine Periode der Sanierung, an deren (vorläufigem )Ende die Einrichtung eines Musee d`Art Moderne, das in der sog. Vannerie des Klosters domiziliert.

Es ist das Sammlerehepaar Martine und Leon Cligmann—M.Cligmann als Unternehmer und Mde Cligmann selbst als Künstlerin–,das die künstlerische Ausstattung der Räume als Museum durch mehrere grosszügige  Kunstspenden ermöglichte. Für sie gibt es nur eine Kunst, die Ausprägungen in Europa oder aussereuropäisch erfährt. Die Ausprägungen werden in einer sich ergänzenden, nicht etwa konkurrierenden Weise in den Museumsräumen dargestellt. Und siehe da: wie alles zu einer künstlerischen Einheit ,zu der Kunst, verschmilzt. Dargeboten werden also Bildnisse bekannter und weniger bekannter Meister des frühen 20. Jahrhunderts bis in unsere Tage. Dabei ist die Art der Präsentation besonderer Erwähnung wert.Denn es werden Bildnisse mit Kunstobjekten in Beziehubng gesetzt und dabei unterschiedliche Herkünfte bewusst thematisiert. Christliche Themen werden also durchaus fremden Themen gegenübergestellt.

Wenn trotz all´ des Lobes, das das neue Museum verdient, ein Wort zu einer vielleicht etwas zurückhaltenden Beurteilung angebracht sein könnte, so stellt sich die Frage, warum das neue Museum und seine Schätze nicht in Bezug zu der königlichen Grablege und die sie umgebende wundervolle Architektur eingerichtet wurde, was zu einer kostbaren Einheit geführt hätte.

Herwig Nowak

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