Rheinische Museen haben die Kunstgeschichte für sich entdeckt. Zwei davon treten in diesem Frühjahr bemerkenswert in Erscheinung. Gemeint ist zum einen das Arp Museum im Bahnhof Rolandseck und zum anderen das Wallraff-Richartz-Museum/Fondation Corboud in Köln. Ersteres wendet sich unter dem Titel ,Maestras“ einem Thema zu, das eigenartigerweise wenig behandelt wird. Gemeint ist die Frau als Künstlerin, die im Vergleich mit ihrem männlichen Part im Schatten des künstlerischen Geschehens steht.
Das Wallraff-Richartz-Museum zeigt die Entstehungsgeschichte des Impressionismus unter dem Titel „Revolution in der Kunst. Vom Salon zum Impressionismus“ auf: die Stadt, ihre Wandlungen, die Entwicklung der Kunst und der Künstler in den Jahren von 1863 bis 1874, namenltlich aber im Jahre 1871. Sie ist im Vergleich beider Ausstellungen die weitaus tiefgreifendere.
Für die malende Frau war die Teilnahme am Salon UFPS (Verband der Malerinnen und Bildhauerinnen)-gewissermassen die offizielle Kunstausstellung Frankreichs-zwar möglich, nicht aber leicht. Denn die männliche Jury bewertete die weibliche Kunst als schwächer und weniger originell als die von Männern gefertigte. Ihr Anteil am Ausstellungsbestand lag bei weniger als 10% und so waren die Frauen veranlasst, bei praktizierenden Künstlern zu lernen. Einige dieser Künstlerinnen sind im Bahnhof Rolandseck mit ihren Werken vertreten. Zu nennen sind etwa Mary Cassatt und Berte Morisot.
Die Kölner Ausstellung wendet sich dem Impressionismus selbst zu und stellt sich als eine gelungene Darstellung seiner theoretischen Grundlagen und von beispielhaften Exponaten dar. Nennen wir in erster Hinsicht zunächst die Abkehr von der bisherigen Darstellung (italienischer) ldeallandschaften und die Hinwendung zur Freiluftmalerei,so ist des weiteren die eigentliche freie Themenwahl und die Art des Einsatzes der Farbe zu bemerken. Die freie Themenwahl Liess Darstellungen des (damals) modernen Lebens entstehen, denen das Gefühl zu grunde lag und nicht so sehr die Wahrheitstreue. All das fand einen gewissen realistischen Nährboden in den bedeutenden stadtgestalterischen Umwälzungen, die Baron Haussmann im Auftrag des Königs Napoleon lll in Paris vornahm und die auf eine neue Stadt hinausliefen. Sie sind auch heute noch Gegenstand jedweder Stadtbesichtigung. Sie riefen damals nach einer künstlerischen Begleitung,die ihnen die Impressionisten boten. Man verlässt die Ausstellung erhobenen Hauptes“, weil man einer bemerkenswerten Kunstepoche teilhaftig geworden ist.
Herwig Nowak