Über Köln wölbt sich der Sternenhimmel

Prägende Jahre eines schulisch—wissenschaftlichen Lebens in der Kölner Nordstadt sind kürzlich zu Ende gegangen: Studiendirektor a.D. und Leiter der Sternwarten und des Kölner Planetariums, Hermann Gundermann, ist verstorben. Mit ihm ist der profilierte Lehrer von Generationen Kölner Nordstädter und der“ Motor“ unseres Planetariums  verschieden. Es gab Jahre, in denen man nicht in erster Linie das Nippeser Gymnasium am Leipziger Platz besuchte, sondern „zu Gundermann ging“. Dabei bildete die Unterrichtung in den Fächern der Naturwissenschaften Schwerpunkt und gleichzeitig Herzensanliegen des Verstorbenen.

Allein, neben den genannten klassischen Schulfächern galt der Sternkunde das besondere Interesse des Verstorbenen .Und hier leistete er seit Beginn seiner Lehrtätigkeit Pionierarbeit. Auf dem kriegszerstörten Turm des Gymnasiums machten sich unter Leitung von Hermann Gundermann seit den 1960 er Jahren ehemalige Gymnasiasten freiwillig und in weitgehender Eigenleistung daran ,eine neue Sternwerte zu bauen. Erfreulicherweise gelang es, gewisse Fertigteile in Holz und Metall zu beschaffen. Dabei tat sich die ortsansässig Wirtschaft hilfreich hervor. Alle anderen Teile wurden in Eigenleitung in den eigenen Werkstätten gefertigt. Und später gelang es, die erste Kuppel durch eine zweite zu ergänzen.

Aber so ganz liess den Verstorbenen seine humanistische Bildung nicht los. Es war die französische Herkunft gewisser Teilbereiche der Himmelskunde, die ihn fesselte. Hier sei erinnert an das Foucaultsche Pendel, das den Verstorbenen zu Versuchen animierte, ebenso wie an den Messier-Katalog von 1771,der trotz seines Alters auch heute noch für die Erforschung von Glaxien ,Nebeln und Sternhaufen von Bedeutung ist.

In Köln-Nippes steht heutzutage  ein hochinteressantes wissenschaftliches Anwesen  für Besuche zur Verfügung.  Allwöchentlich samstags können die ehemaligen Kellerräume der Schule mit ihren physikalischen und astronomischen Installationen besucht werden. Darüber hinaus bieten sich Ausbildungsmöglichkeiten für junge interessierte Menschen an ,den Umgang mit Planetarium und Teleskopen zu erlernen. Für diese jungen Menschen öffnet sich dann der Sternenhimmel über Köln.

Rückfragen: Stefan Nowak 01722932358.

Webseite: www.koelner-planetarium.de

Herwig Nowak

 

Bild: Von Puia Zahedi – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39165864

Respekt vor gestern—Hoffen auf morgen

In diesen Wochen endet ein “Festjahr“, das seinesgleichen sucht. Gemeint ist das Jubiläumsjahr“1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, dem besondere Bezüge zu unserer Stadt zu eigen sind das damit Anlass zum Gedenken bietet. Im Jahre 321 wandte sich Kaiser Konstantin in einem Dekret an den Rat der Stadt  Köln und gestattete den Ratsherren auch Juden in ihr Gremium aufzunehmen. Unabhängig von dem weiteren sachlichen Inhalt des Dekrets war damit klargestellt, dass es in  Köln eine massgebliche Zahl von Mitbürgern jüdischen Glaubens gab, die an politischer Betätigung und Verantwortung interessiert waren .

Der hier nur angedeutete Inhalt des Dekrets lässt die Gründe dafür erahnen, dass den jüdischen Mitbürgern und- innen in der Folgezeit wichtige Funktionen zukamen auf politischem ,auf wirtschaftlichem ,ja sogar auf künstlerischem Gebiet. Ihre bürgerschaftliche Bedeutung erfuhr mithin eine Aufwertung.

Das Festjahr macht auf alle diese Verdienste aufmerksam und beleuchtet deren aktuelle Wertigkeit .Dabei sei besonders auf die  hohe Aussagekraft der Ausgrabungen hingewiesen, die sich im Kölner Stadtzentrum befinden, ohne deren Ausstattung zu vergessen. Dem Leser der aus Anlass des Festjahres erschienenen Buchausgaben wird die Kölner Synagoge und die jüdische Liturgie und deren liturgischen Aufgaben nahegebracht, indem die liturgischen Geräte in ihrer Funktion aufgezeichnet werden. Damit wird eine wünschenswerte Unterrichtung zur Realisierung des jüdischen Glaubens erreicht .Dennoch haben die Veranstaltungen nicht vermocht ,die allgemeine zeitgeistliche Entwicklung zu korrigieren ,die bedauerlicherweise keine judenfreundliche ist. Vielleicht waren die Veranstaltungen in ihrer Vielzahl etwas zu elitär und erreichten nicht die breite Masse der Andersgläubigen. Aber man würde die Wirkungen einer solchen Gedenkzeit zu hoch ansetzen ,wenn man von ihr eine Korrektur des Zeitgeistes erwartete .Sie hat ihre Aufgabe schon dann erfüllt, wenn sie zum Nachdenken anreizt und eine gedankliche Revision vorbereitet. Hoffen wir auf diese Entwicklung.

Herwig Nowak

In memoriam einer Sammlerfamilie

In diesen Tagen ist in Paris ein künstlerisches Ereignis zu Ende gegangen, an das man sich noch lange erinnern wird. Die Kunstsammlung Morozov, eine Präsentation von nicht weniger als 150 Kunstwerken aus schlechtweg allen jüngeren bedeuteten künstlerischen Epochen, die im Untertitel zu recht als eine Sammlung von Ikonen der modernen Kunst angesprochen wird, fand ihr Ende. Mag zunächst in Erstaunen versetzen, dass es einem russischen Brüderpaar gelingt, ein solches Konvolut an Kunst zusammenzutragen, so beansprucht die überragende künstlerische Qualität der gesammelten Kunst besonderes Interesse. In 11 „Galerien“, nach Sachgebieten paginiert, werden dem Betrachter Kunst in Breite und Vielgestaltigkeit dargeboten, die ihresgleichen sucht.

Dabei mag man ein Schwergewicht bei der Kunst der Jahrhundertwende von 1870 bis 1910 sehen und dabei an Cezanne, Matisse, Monet oder Sisley denken ohne die Hervorhebung einiger anderer zu vergaessen.Hier sollte besonders an Gauguin und seine Werke mit Bezug auf Polynesien genannt sein.

Die genannte  Kunstepoche fand in der Ausstellung ihre Ergänzung in den geradezu symbolistischen Arbeiten, die Maurice Denis gestaltete. Ursprünglich gedacht für die Ausstattung eines Musiksalons beheimatet heute ein grosser Saal die Denisische Kunst. Hier geht ein befreiender ,ja unkonventioneller „Luftzug“ durch die Werke, den man sich auch in anderen  Ausstellungsräumen wünschte.

Herwig Nowak

Moliere in Köln

Kölns Theaterscene ist derzeit Rückkehr und Aufbruch zugleich. “Rückkehr“, weil sie mit „Moliere“ zu einem alten Komödiendichter unserer Zeit zurückfindet. “Aufbruch“, weil eben dieses Theater in der Regie von Frank Castorf zu modernen Darstellungen, Aussagen und Wertungen findet. Diese Aktualisierung von Moliere soll hier Anlass sein, Leben und Werk des Dichters in der Perspektive der reichen wissenschaftlichen Forschung, die Moliere zuteil geworden ist, nochmals Revue passieren zu lassen. Es liegt nahe, sich dabei auf die Darstellung „Moliere“ von Jürgen von Stackelberg als Leitfaden zu stützen ,die Wesensmerkmale des dichterischen Werks herausgearbeitet hat.

Zunächst stellt sich Moliere als ein Mann der Bühnenpraxis ,ein homme de theatre, dar, dem das Schauspielerische wichtiger als das Literarische war. Aber -als Zweites sei es herausgestellt-er psychologisierte seine Gestalten und schuf damit die Charakterkomödie mit Menschen von Fleisch und Blut. Dabei bettete er die Handlung in das Geschehen seiner eigenen Zeit ein, er aktualisierte die Handlung, das dritte Kriterium seiner Arbeit. Dann kam das Lachen als viertes Kriterium hinzu. Moliere wollte ein „lachender Zeitkritiker“ sein. Eigentlich war er aber ein“ lachender Denker“. Und alle dem lag als fünftes Kriterium eine gewisse Philosophie zu Grunde.

Will man diese thesenartigen Aussagen etwas untermauern, so sei angeraten, Moliere „scenisch zu lesen“, um der Wertigkeit von Schauspielerischem und Literarischem Ausdruck zu verleihen. Man wird Moliere gerecht, wenn das Tempo des Gesprochenen, das Beiseite sprechen ,alles das und vieles mehr sich gegenseitig ergänzend dargeboten werden. Übrigens war Moliere insoweit ein gelehriger Schüler der italienischen Schauspielkunst. Geradezu zwangsläufig ist  mit der schauspielerischen Höherbewertung des Stückes dessen Psychologisierung verbunden. Sie ist wohl, eng bezogen auf den Menschen Moliere, zu sehen ,wird doch immer wieder behauptet, der Dichter habe gewisse Stücke nur so schreiben können, weil er sich selbst darzustellen in der Lage gewesen wäre. Ohne Frage gehört das Lachen zur Komödie. Dass diese Darbietungsform eine solche Bedeutung erlangte, war sicherlich der vom König eingeräumten Möglichkeit zuzuschreiben, Komödien mit Musik, Tanz und Gesang zu durchsetzen und so aufzuführen. Eine grosse Anzahl von Ballettkomödien kam auf den Markt.  Die Erwähnung des Lachens als Bestandteil der Komödie führt uns zu der Philosophie, die der Komödie zugrunde liegt. Es ist die Philosophie des gesunden Menschenverstandes, die Philosophie der Mitte ,die hier praktische Anwendung findet.

So stellt sich Moliere  nicht nur als ein homme de theatre sondern eben auch als ein Psychologe dar, der ein kritischer Beobachter seiner Zeit und vor allem ein grossartige Komiker ist, als der er auch heute noch bekannt und allseits geschätzt ist.

Herwig Nowak

Paris zu lieben…. Die neue Bourse de Commerce

Paris zu lieben, dafür gibt es viele gute Gründe. Und einen Neuen noch dazu: die traditionsreiche Bourse de Commerce—immerhin ein imposanter Rundbau aus dem Jahre 1767—hat eine neue Zweckbestimmung erhalten. Sie beherbergt seit wenigen Monaten ein Museum für moderne Kunst, genauer gesagt, die Pinault Collection. Während sich das Äussere des Gebäudes unverändert darbietet, machte die neue Nutzung im Inneren umfangreiche Umbauten erforderlich. Unter der Leitung des japanischen Architekten Tadao Ando wurde der Rundbau im Inneren durch eine zweite Rundung aus Beton ergänzt, die im Abstand weniger Meter parallel zu der runden Aussenmauer verläuft. Auf diese Weise entstehen zwei ineinander verlaufende ,sich nicht berührende Kreise. Zwischen den beiden Mauern entstehen fast dunkele Räume, die in Kauf genommen werden. Die innere Rundungsmauer endet der Höhe nach so, dass dem Besucher der Blick auf das alte Deckengewölbe der Bourse möglich bleibt. Seine künstlerische Ausmalung ist ein Höhepunkt des Besuchs.

Das architektonische Herzstück bleibt indessen der Innenraum, der von der neuen Innenmauer umgeben wird. Er ist das „museale Zentrum“ des Gebäudes, in dem derzeit Installationen des gebürtigen schweizer Künstlers Urs Fischer gezeigt werden. Seine Thematik ist die Vergänglichkeit. Alle seine Figuren, die in den unterschiedlichsten Positionen und Grössen gezeigt werden, bestehen aus Wachs, das an verschiedenen Stellen angezündet wird und langsam niederbrennt. Übrig bleiben skurril anmutende Restfiguren und weite Flächen von verlaufenem getrocknetem Wachs. Die Vergänglichkeit lässt nichts Brauchbares zurück.

Wer glaubt ,mit der Rotonde den künstlerischen Schwerpunkt der Collection gesehen zu haben, verkennt den Inhalt der Bourse und ihrer Collection. Denn die Räume der Gallerieen 2 bis 7 bieten eine ungewöhnliche Fülle an gesammelter Kunst. Dabei mag man zwei Hauptkriterien der Sammlung feststellen können: Zum Einen eine grosse Anzahl junger—und unbekannter(?)—Künstler mit z.T. sehr eigenwilligen bildlichen Wiedergaben ihrer künstlerischen Aussagen. Zum Anderen fällt der hohe Anteil afrikanisch orientierter Darstellungen auf. Beides gibt der Sammlung einen eigenwilligen Charakter und ist Anlass genug für einen Besuch.

Herwig Nowak

Liebe deine Art

Nichts anderes als der “ 54.Internationale Kunstmarkt“, die diesjährige Art Cologne, ist mit dieser „Liebesaufforderung“ gemeint. Allen epidemischen Schwierigkeiten und daraus folgenden Einschränkungen zum Trotz war die Art insgesamt ein gelungenes künstlerisches Ereignis, das Mut macht, an die Weiterentwicklung der Künste und des Kunstmarkts zu glauben. Mehrere gute Gründe geben dazu Veranlassung . Zunächst kann die Realisierung eines solchen Ereignisses nicht hochgenug bewertet werden, weil sie den Künstlern, den Galerien und dem kunstinteressierten Publikum zu einer positiven, zukunftsorientierten Grundstimmung verhilft, der sie heutzutage dringend bedürfen. Diese ist keineswegs auf das Messegeschäft beschränkt sondern gilt auch für den Kunstmarkt ausserhalb der Messe, also für den Kunsthandel im weiteren städtischen Umfeld. Sicher, nach der reinen Anzahl der Anbieter gerechnet, blieben die  Anbieter der diesjährigen Art hinter den Vorjahren zurück. Das galt namentlich für international agierende Galerieen. Dennoch verblieb bei den Anbietern ein repräsentativer Fundus, auch von Galerieen, die bisher noch nicht in Köln vertreten waren.

Dem Entstehen der Werke nach unterscheidet die Messe Nachkriegskunst(modern postwar) und zeitgenössische Kunst (contemporary art) und gibt damit den künstlerischen Entwicklungen gebührenden Raum. Im Bereich der zeitgenössischen Kunst fehlt es nicht an geradezu sensationellen Werken, etwa wenn man an die Bilder der polnischen Künstlerin Aneta Kajzer denkt. Die Nachkriegskunst überbietet sich geradezu mit grossen Namen, die zum Kauf angeboten werden. Die Messe war lebhaft besucht. Dem Publikum war anzumerken, dass es sich darüber freute, dass eine repräsentative Kunstmesse quasi eine Wiedergeburt feiert.

Herwig Nowak

Beuys im Doppelpack

Wer sich mit Joseph Beuys beschäftigt, ist vor überraschenden Erkenntnissen nicht gefeit. Das gilt ,sowohl wenn man sein Verhältnis zu Frankreich betrachtet, als auch, wenn man die Philosophie  bewertet ,die seiner Arbeit zugrunde liegt .Beides, das Eine wie das Andere, waren Gegenstand eines Meinungs- und Diskussionsabends, zu dem die „Freunde des Institut Francais Köln e.V.“ am 22.Oktober ds. Js. eingeladen hatten. Unter der Observanz von Gila Abutalebi beleuchtete Franz van der Grinten, Galerist, Publizist und Autor in Köln, die schwierige Akzeptanz, die das Werk von Joseph Beuys in Frankreich findet. Johannes Stüttgen, Düsseldorfer Meisterschüler von Joseph Beuys spürte dem Geist nach, der das Werk des Künstlers beseelt. Mit beiden Genannten hatten die Veranstalter zwei ausgesprochene Kenner der Materie zu Wort gebeten, denen ihre Informationen nach Inhalt und Form wahrhaft aus der Seele sprudelten.

Frankreich war für Beuys und- umgekehrt- Beuys war für Frankreich kein leichtes Pflaster. Zu gross waren die   Unterschiede, die sich aus der geschichtlichen und geistesgeschichtlichen Vergangenheit Frankreichs für die Kunstrezeption in diesem Land ergaben und dem Denken und Wirken des Künstlers Joseph Beuys. Der Referent legte zum einen die geschichtlichen und geistesgeschichtlichen Entwicklung Frankreichs seit der Aufklärung eingehend dar. Zum anderen zeigte er die Lebensstationen und die philosophischen Lebens- und Arbeitsgrundlagen des Künstlers auf. Beuys stellte das Denken, Fühlen und Wollen als die drei wichtigsten Seiten des Menschen in den Mittelpunkt seines Seins. Er wandte sich gegen den Materialismus, das Profitdenken und den Atheismus. Zugegeben: es hat in der Vergangenheit nicht an Versuchen französischer- und deutscherseits gefehlt, die wünschenswerte Brücke zu schlagen, allerdings ohne nennenswerten Erfolg.

Der zweite Teil der Veranstaltung war dem Verständnis der Beuystischen Kunst gewidmet, einem nicht gerade einfachen Sujet. Der Referent Johannes Stüttgen differenzierte zwischen rationalem und emotionalen Erfassen von Kunst und abverlangte von dem Kunstbetrachter eine solche Differenzierung. Dabei müsse der Betrachter geradezu einen Entwicklungsprozess durchmachen. Mit rationalem Denken sei dieser Kunst nicht beizukommen, vielmehr müsse sie emotional betrachtet und gewertet werden .Der Betrachter müsse sich eine emotionale Kunstbewertung aneignen, diese Kunst also nicht mit dem Kopf sondern mit dem Bauchgefühl bewerten. Diese These exemplifizierte  der Referent eindrucksvoll an zahlreichen bildlichen Widergaben Beuystischer Kunstwerke—und erntete das ehrfurchtsvolle Kunstverständnis der Anwesenden. Weitere Ausführungen galten der Interpretation des Begriffs der sozialen Kunst, die sich als Ausprägung der menschlichen Fähigkeit darstellt,  kreativ zu schaffen und damit zu der Aussage führt, dass jeder Mensch ein Künstler sei.

Beuys und Frankreich und Beuys als Künstler waren die Themen eines interlektuellen, anspruchsvollen Abends.

Herwig Nowak

Frankreich ist reich an Kunst und Kultur

Wer diese Aussage als eine gängige ,mehr oder weniger inhaltslose Alltagsformel betrachten möchte, wird in diesen Wochen und Monaten eines Besseren belehrt. Welchem Land gelingt es schon, im  Abstand von wenigen Monaten zwei grossen Museen für moderne Kunst, die höchsten Ansprüchen genügen, der Öffentlichkeit vorzustellen, wenn eben nicht  Frankreich. Gemeint sind zunächst das Musee d` Art Moderne in der Abbaye royale de Fontevraud und dann die Pinault Collection in der bourse de Commerce in Paris, beide in Gemäuern präsentiert, die allein schon Symbol für Frankreich und seine Geschichte sein können. Die folgende kurze Einführung widmet sich  ersterem und wird zu einem späteren Zeitpunkt durch Eindrücke von der Pinault Collection ergänzt.

Man kann vielleicht sagen, dass die Abbaye royale de Fontevraud zu den Heiligtümern Frankreichs und seiner Geschichte zählt.Um das Jahr1100 als Abtei der Benediktiner für Mönche und Nonnen gegründet, ist sie seit dem Jahre 1190 die Grablege der Plantagenets mit den Gräbern von Heinrich II, seiner Frau Alienor de Aquitaine und deren Kindern Richard Löwenherz und Johann ohne Land. Ferner ruht dort auch die Gemahlin des letzteren, Isabelle de Angouleme. Dem wechselvollen Schicksal der Gebäude in den folgenden Jahrhunderten folgte in der Jetztzeit eine Periode der Sanierung, an deren (vorläufigem )Ende die Einrichtung eines Musee d`Art Moderne, das in der sog. Vannerie des Klosters domiziliert.

Es ist das Sammlerehepaar Martine und Leon Cligmann—M.Cligmann als Unternehmer und Mde Cligmann selbst als Künstlerin–,das die künstlerische Ausstattung der Räume als Museum durch mehrere grosszügige  Kunstspenden ermöglichte. Für sie gibt es nur eine Kunst, die Ausprägungen in Europa oder aussereuropäisch erfährt. Die Ausprägungen werden in einer sich ergänzenden, nicht etwa konkurrierenden Weise in den Museumsräumen dargestellt. Und siehe da: wie alles zu einer künstlerischen Einheit ,zu der Kunst, verschmilzt. Dargeboten werden also Bildnisse bekannter und weniger bekannter Meister des frühen 20. Jahrhunderts bis in unsere Tage. Dabei ist die Art der Präsentation besonderer Erwähnung wert.Denn es werden Bildnisse mit Kunstobjekten in Beziehubng gesetzt und dabei unterschiedliche Herkünfte bewusst thematisiert. Christliche Themen werden also durchaus fremden Themen gegenübergestellt.

Wenn trotz all´ des Lobes, das das neue Museum verdient, ein Wort zu einer vielleicht etwas zurückhaltenden Beurteilung angebracht sein könnte, so stellt sich die Frage, warum das neue Museum und seine Schätze nicht in Bezug zu der königlichen Grablege und die sie umgebende wundervolle Architektur eingerichtet wurde, was zu einer kostbaren Einheit geführt hätte.

Herwig Nowak

Auch ein „Weimarer Dreieck“

Es war fast ein Feuerwerk europäischer Musikgeschichte, das Slawomir Olszamowski, in Köln lebender polnischer Pianist, im Rahmen seiner Darstellung zu polnischer Musikkunst abbrannte. Und wenn es auch um polnische Musikkünstler ging, so war deren Werden und Wirken doch so europäisch verflochten ,dass an die politischen Vorstellungen von europäischer Zusammenarbeit im Rahmen des „Weimarer Dreiecks“ zu denken ist, nur eben übertragen auf das Gebiet der Kunst und hier der Musik. Aber nicht allein das. Sie sind hier weiter gediehen als im staatspolitischen Raum. Man darf feststellen, der musikalische Austausch in Osteuropa jedenfalls schon seit langem lebhaft und fruchtbar ist. Das mag an einigen Beispielen aus dem polnischen Musikschaffen nachfolgend erläutert werden.

Schon unter den älteren polnischen Komponisten findet sich mit Juliusz Zarebski (1854-1885) ein Musiker ,der aus seinen zahlreichen  Aufenthaltsorten(Wien, St. Petersburg, Rom, Weimar und letztlich Brüssel) musikalisches Wissen und Empfinden mitbrachte und verarbeitete. Nicht zuletzt stand er in der musikalischen Tradition von Frederic Chopin und Franz Liszt.

Zu den grössten Geigern seiner Zeit zählte Henri Wieniawski (1835-1880).Obwohl Pole von Geburt, waren Spiel und Kompositionen von französischem Geist beherrscht. Am Pariser Konservatorium fand seine Ausbildung statt; sie beeinflusste sein Spiel sein Leben lang. Im 19.Jahrhundert wurde er vielfach als „Chopin der Geige“ bezeichnet. Aber auch in kompositorischer Hinsicht—er schuf etwa 50 Werke –waren Bezüge zu Tschaikowsky gegeben.

Trotz seines kurzen, durch einen tragischen Unfall beendeten Lebens, war Mieczyslaw Karlowicz (1876-1909) in der Welt zuhause: Heidelberg, Prag, Dresden, Warschau und nicht zuletzt immer wieder Polen. Sein musikalisches Schaffen gehört heute zur polnischen Musiktradition. Er ist weniger anderen Komponisten vergleichbar, sondern zeichnet sich durch musikalische  Eigenständigkeit aus.

Zu den europaweit bekannten polnischen Komponisten ist Witold Lukoslawski (1913-1994) zu zählen, nicht zuletzt, weil er sich-kriegsbedingt-auch populärem Musikschaffen hingab. Dennoch lag das Schwergewicht seines überaus reichen Musikschaffens im Bereich der ernsten Musik, wo er auch experimentell tätig war. Sein umfangreiches Arbeitspensum brachte ihm europaweit Anerkennung, Preise, Ehrungen und Auszeichnungen in grosser Zahl ein.

Man mag- schliesslich- ähnlich intensive musikalische Bezüge auch für andere Teile Europas und der Welt feststellen, aber in dem hier geschilderten Raum gehören sie zu seiner grundlegenden musikalischen Ausstattung.

Herwig Nowak

Das Kommen und das Gehen im Institut francais

Im Kölner Institut francais fand eine Art “friedlicher Revolution“ statt .Der bisherige Leiter des Instituts ,Ahmed Ahouani, beendete seine vierjährige Tätigkeit in Köln und wird seinen beruflichen Weg in Afrika fortsetzten.

Damit allein nicht genug. Auch bei den „Freunden des Institut francais Köln e.V.“ waren Gehen und Kommen angesagt .Ihr Mitbegründer und langjährige Vorsitzende, Konrad Adenauer, schied aus der Position des Vorstandsvorsitzenden aus und wurde neuer Ehrenvorsitzender des Vereins. Seine Nachfolge  im Vorstand trat Yves Netz an.

Sowohl der äussere Rahmen als auch die rethorische Begleitung des Wandels gaben den Ereignissen einen einmaligen Charakter .Das „Black Hotel“ in Köln -Ehrenfeld, ein umgebautes Fabrikanwesen, ganz in schwarze Farbe getaucht, vermittelte einen absolut einmaligen, geradezu geheimnisvollen Eindruck.

Die“ friedliche Revolution“ war von grossen Reden begleitet. Zunächst führte der Unterzeichnete den neuen Vorsitzenden der „Freunde des Institut francais Köln e.V“., Yves Netz, verbal in sein Amt ein. Dabei gab er der Hoffnung Ausdruck, dass sich ein „Mann des Bauens“ Modernisierung und Ausbau des Institutgebäudes angelegen sein lassen werde.

Der neue Vorsitzende dokumentierte in den Worten seiner Vorstellung erste Überlegungen in diese Richtung. Die französische Generalkonsulin, Dr. Olivia Berkelay-Christmann, fand manches lobende Worte für den ausscheidenden Institutsdirektor und seine noble, freundliche Art der Führung des Instituts. Eine ähnliche Art wünsche sie sich für die nachfolgende Zeit unter der neuen Leitung von Celine L´Hostis. Der bisherige Institutsleiter, Ahmed Ahouani, fand seinerseits Worte des Dankes für die angenehme Zusammenarbeit zwischen dem Institut und seiner Klientel.

Der Wechsel bei den „Freunden des Institut francais Köln e.V.“ wurde rethorisch von Dr. Reiner Speck gestaltet, der in seinen Worten Konrad Adenauer in den grossen politischen Zusammenhang der Nachkriegszeit stellte und damit seine Arbeit für die deutsch französische Zusammenarbeit würdigte.

Der Abend fand eine würdige musikalische Gestaltung mit Nocturnes,Walzern und Etüden von Frederic Chopin, die Slawomir Olszamowski am Flügel darbot.

Herwig Nowak